Während sowohl judenfeindliche als auch "rassisische" Tendenzen in der europäischen Aufklärung bereits im Fokus der Forschung sind, möchte der Workshop beide Aspekte zusammen denken: Wie haben zeitgenössische jüdische Denker:innen auf "rassistische" Tendenzen der europäischen Aufklärung geblickt? Gibt es Hinweise, dass maskilische Denker:innen ethnische bzw. „rassistisch“ motivierte Ausgrenzungstendenzen auf ihre Ursachen in den europäischen Aufklärungen selbst untersucht und kritisiert haben?
Europäische Aufklärungen und "rassistische" Abwertung: Analysen und Reaktionen jüdischer Denker:innen
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Prof. Dr. Ottfried Fraisse, Seminar für Judaistik / Jüdische Studien ; Jakob Ole Lenz (M. A.), Lehrstuhl für politische Theorie und Ideengeschichte, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 06110 Halle (Saale) (Deutschland)
07.12.2022 - 08.12.2022
Bewerbungsschluss: 31.08.2022
Wie an der vermehrt unter anderem an Immanuel Kant geführten Diskussion in den letzten Jahren deutlich wurde, enthält die Aufklärung aus heutiger Sicht rassistische Stereotype. Auch die Judenfeindschaft war Teil der Aufklärung, wie sich exemplarisch an Voltaires Dictionnaire philosophique, Johann Gottlieb Fichtes Versuch einer Critic aller Offenbarung oder dem frühen G. W. F. Hegel zeigen lässt.
Die Fragestellung des Workshops möchte, über diese Foki hinausgehend, die Blickrichtung umkehren: Wie haben zeitgenössische jüdische Denker:innen auf "rassistische" Ideologeme der europäischen Aufklärung geblickt? Gibt es Hinweise, dass maskilische Denker:innen ethnische bzw. „rassistisch“ motivierte Ausgrenzungstendenzen auf ihre Ursachen in den europäischen Aufklärungen selbst untersucht und kritisiert haben?
Mögliche Themen und Fragen der einzelnen Sektionen können sein:
1) Ansatzpunkte
Finden sich in den Schriften der europäischen Maskilim kritische Hinweise auf „rassistisch“ ausgrenzende Tendenzen der christlichen Aufklärung?
2) Argumentationsstrategien
Falls ja, wie erörtert diese Kritik die Ausgrenzungs- und Abwertungsmechanismen? Werden Bezüge zur bürgerlichen Ausgrenzung von Jüdinnen und Juden zur Zeit der Aufklärung hergestellt?
3) Abolitionismus & Anti-Kolonialismus
Welche Rolle spielte der europäische Kolonialismus in den Schriften der jüdischen Denker:innen?
Gab es eine jüdische Kritik an der Sklaverei?
Gibt es eine außer-europäische jüdisch-maghrebinische oder mashriqinische Wahrnehmung des Verhältnisses zwischen den europäischen Aufklärungen und Minderheiten?
4) Deutschtümelei und Frühnationalismus
Welche Rolle nahmen „rassistische“ Ausgrenzungsmechanismen im primär gegen die französische Herrschaft gerichteten Frühnationalismus ein und wie sah eine mögliche jüdische Rezeption dessen aus?
Der Workshop findet anlässlich des 200. Todestages von Saul Ascher statt. Dieser Maskil hatte bereits 1794 die Judenfeindschaft Kants und Fichtes kritisiert, sich im napoleonisch
besetzten Berlin mit dem abolitionistischen Werk Henri Grégoires auseinandergesetzt sowie Gedichte der afroamerikanischen Dichterin Phillis Wheatley veröffentlicht.
Der Workshop findet vom 07. Dezember (nachmittags) bis zum 08. Dezember (mittags) 2022 statt.
Vorschläge zu Beiträgen von 20 Minuten länge können bis zum 28.08.2022 eingereicht werden. Bitte senden Sie Ihr Thema zusammen mit einem Abstract (ca. 300 Wörter) und einer kurzen biographischen Information (maximal 150 Wörter) bis zum 28. August 2022 an die Organisator:innen: Prof. Dr. Ottfried Fraisse (ottfried.fraisse at judaistik.uni-halle.de) und Jakob Ole Lenz (M. A.) (jakob.lenz at student.uni-halle.de).
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