Auf Forschungsexpeditionen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts entstanden zahlreiche fotografische Dokumentationen und Bildersammlungen. Weit über eine Heroisierung in der Öffentlichkeit hinausgehend sind diese bildlichen Quellen als Datenerhebungen der modernen empirischen Wissenschaften im Verwissenschaftlichungsprozess des 19. Jahrhunderts zu verstehen und zeigen die Bedeutung bildlicher Überlieferungen im „Visuellen Jahrhundert“ auf. Ab den 1850er Jahren erfolgte das wissenschaftliche Sammeln und Erheben von „Daten“ vielfach über abbildende/bildlich registrierende Verfahren. Beispielsweise „verzeichneten“ und erfassten Naturforschende die spezifischen Erscheinungsformen von Flora und Fauna in Zeichnung und Fotografie und entwickelten wissenschaftsbegleitende fotografische Praxen. Fotografische Aufzeichnungen wurden in den unterschiedlichsten Disziplinen Relevanz zugesprochen, darunter Meteorologie, Glaziologie, Botanik, Biologie, Geologie, Geodäsie, Archäologie, Europäischer und Außereuropäischer Ethnologie und Anthropologie.
Auch die Kunstgeschichte erkannte die Chance wissenschaftlicher Fotokampagnen. In dieser visuellen Vermessung der Erde und der menschlichen Kulturen durch Expeditions- und Forschungsreisen spielte zudem das Schiff eine große Rolle, ermöglichte es den Forschenden das Erreichen ihrer Einsatzgebiete, diente vielfach aber auch als Laboratorium wissenschaftlicher Praxis.
Der Workshop hat einen interdisziplinären Austausch in der Schnittmenge von Fotografie und Wissenschaftsgeschichte zum Ziel. Hierbei soll ein bildwissenschaftlicher, kunsthistorischer Ansatz, der vor allem an der Eigengesetzlichkeit fotografischer Bilder als autonome Zeichensprache interessiert ist, durch eine Analyse zugehöriger, bedeutungsgenerierender, in Wert setzender Narrative und Ego-Dokumente ergänzt werden, in denen fotografische Aufzeichnungen durch textliche Überlieferungen spezifiziert und in einen bestimmten Sinnzusammenhang gestellt wurden.
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Veranstalter:
Elke Bauer (Herder‐Institut für historische Ostmitteleuropaforschung, Marburg),
Gisela Parak (Deutsches Schifffahrtsmuseum Bremerhaven)
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